Schüler der Buebeflade erarbeiten in den nächsten Wochen Kunstwerke für das irische Nationalmuseum. Diese Kunstwerke sollen die dortige Ausstellung ergänzen, in welcher kommendes Jahr irische Handschriften der Stiftsbibliothek St.Gallen gezeigt werden. Um die Schüler in die Welt der Kalligrafie einzuführen sind mehrere Personen aus Irland dieser Tage vor Ort, darunter der bekannte Historiker und Kalligraf Timothy O'Neill.
Er würde zwar Deutsch verstehen, könne es aber nicht sprechen, sagt Timothy O'Neill. Und so werden Schüler der Buebeflade in diesen Tagen von ihm auf Englisch unterrichtet. Seine Präsenz steht im Kontext der geplanten Ausstellung mit irischen Handschriften der Stiftsbibliothek St.Gallen, die ab Frühjahr 2025 im Nationalmuseum von Irland zu bestaunen sein wird.
Schüler der Buebeflade werden für die geplante Ausstellung in Dublin eigene Werke kreieren und so für eine aussergewöhnliche Verbindung zwischen St.Gallen und Dublin sorgen. Der Auftrag an die Schüler lautet, alte Handschriften neu zu interpretieren. Die Werke der Schüler sollen zeigen, wie sie Manuskripte kreieren würden sowie Text und Bild kombinieren. Damit wird eine Brücke von der mittelalterlichen Klosterschultradition und der irischen Buchkunst und Kalligrafie des Frühmittelalters zur heutigen flade als Nachfolgerin der Klosterschule geschlagen.
An die Schrift und Kunstelemente herantasten
Um die Magie der Kalligrafie zu verstehen und auch selbst kalligrafische Werke im mittelalterlichen Schriftsystem zu erschaffen, führt der bekannte irische Kalligraf Timothy O'Neill die Schüler schrittweise an die Schrift wie auch an die illustrativen Kunstelemente heran. Hilfsmittel dazu bildet sein Buch «The Irish Art of Calligraphy», ein Leitfaden für alle, die sich in Kalligrafie versuchen wollen. Zu den einfachsten Verzierungen gehören quadratische Muster, die auch als Labyrinthmuster oder Schlüsselmuster bezeichnet werden. Mehrere solche aneinander gereihte Muster lassen bereits mittelalterliche Elemente erfahren.
Mit Interesse verfolgt wird das Geschehen ebenso von Vera Humbel, Co-Leiterin Bildung und Vermittlung des Landesmuseums Zürich. Sie seien auf das Projekt aufmerksam geworden und es könne durchaus sein, dass man auch in Zürich noch etwas davon zu sehen bekomme.
Eigene kalligrafische Werke schaffen
Sind die Grundfertigkeiten einmal erlernt, wird es an den Schülern liegen, sich von alten Sprüchen inspirieren zu lassen und diese modern zu interpretieren und so eigene kalligrafische Werke zu kreieren. Sie werden dabei wählen können, ob sie Pergament oder eine papierbasierte Alternative für ihre Kunstwerke verwenden möchten. Anhand eines 3-D-Modells zeigen ihnen die aus Irland angereisten Museumsleute, wie der Ausstellungsraum in Irland konzipiert ist und in welchen Vitrinen ihre Werke dereinst von den Besucherinnen und Besuchern des Nationalmuseums in Irland begutachtet werden können. Aus den handschriftlichen Folien sollen auch zwei Bücher erstellt werden.
Für die Schüler ist es definitiv ein Novum, sich auf diese Art und Weise mit der mittelalterlich-irischen Kultur auseinanderzusetzen. Konzentriert und mucksmäuschenstill sind alle bei der Sache. Das Feuer, mit der die beiden Lehrpersonen Susan Benz und Fabio Mares das Projekt vor den Sommerferien ankündeten, ist auf die jungen Menschen übergesprungen.
Text und Bild: Roger Fuchs